Deeplink Wie alles begann: Der Beinahe-Reinfall
Während Süddeutschland in Schneemassen versunken war habe
ich von »Zauder« die Info über einen bei autoscout24.de angebotenen T4 VR6 Multivan
bekommen. Das Problem an der Sache: Dieser T4 stand in der
Nähe von Dortmund bei einem Händler und nicht gleich bei
mir um die Ecke.
Aufgrund des beinahe unglaublichen und vorallem anhaltenden
Schneefalls sowie der 500 km (einfach) zum Händler hatte
ich ihn schon beinahe abgeschrieben und war natürlich von
Gewissensbissen geplagt.
Ursache für dieses Unbehagen war er: VOLKSWAGEN Multivan
Allstar VR6 Bus, EZ 09/1996, knapp 78.000 km auf der Uhr
und grün metallic. Alleine schon diese Eckdaten waren
interessant. Dazu kam dann noch der vergleichsweise günstig
angesetzte Preis von 10.500 Euro. Zwar »etwas« über meinem
Limit, aber schließlich ein Multivan, ein VR6 dazu und dann
auch noch mit nicht mal 100.000 km.
Allerdings hörte die Freude schon beim ersten Anruf beim
Händler auf: Zuerst hieß es noch »scheckheftgepflegt«, bei
Rückruf fehlte dann aber doch das Serviceheft. Der T4 würde
aber eine »Ausgangsinspektion« bekommen. Unbekannt also ob
der 75.000er Kundendienst vorgenommen worden ist oder
nicht. Ebenso fiel negativ ins Gewicht das beim beim Preis
sind keine WR mit dabei waren. Lediglich Sommerreifen auf
Alufelgen sollten dabei sein.
Weitere Angaben wie zum Zustand der Bremsen, dem Auspuff
und ob die Kette noch genügend Spannung hat konnte/wollte
man mir nicht machen.
Doch dann kam mir »Manfred (Sektion Kohlenpott)« aus dem
»gelben Forum« zur Hilfe. Er hat sich kurzerhand
bereiterklärt den T4 einfach mal »vorzubegutachten« ob sich
eine 500 km Anfahrt überhaupt lohnt. Das Resultat dieses
»Anschauens« war der folgende Zustandsbericht den ich via
E-Mail von ihm erhalten hatte:
Subject: AW: T4 in Unna
Date: Thu, 6 Feb 2003 20:19:50 +0100
X-Mailer: Microsoft Outlook IMO, Build 9.0.2416
(9.0.2910.0)
Hallo Martin,
habe mir heute das Fahrzeug angesehen. Es ist ein VR6
Allstar mit Colorverglasung, elekt. Fensterhebern elekt.
Spiegelm, VW Alufelgen und normal guter Bereifung.
Die unteren Teile sind in grau abgesetzt (Anm: Ist beim
MV Allstar so üblich). Beide Stoßstangen sind an den
Ecken angerempelt und müssten lackiert werden. An der
Heckklappe sind links in Höhe des Fensters Kratzer, die
schlecht ausgebessert worden sind. Ebenso ist links auf der
Seitenwand ein dicker Kratzer, der ebnefalls schlecht
ausgebessert ist (Lackstift). Der Fußraum links unter dem
Amaturenbrett ist feucht.
Ich vermute, dass das Fahrzeug ein Problem mit der
Frontscheibe hat. Das konnt ich aber nicht genau
untersuchen, da mir die Verkäuferin, Chefin des Hauses(?),
verboten hat, unter die Dichtung zu gucken.
Der Motorraum ist gereinigt worden und klinisch sauber.
Eigentlich immer ein Indiz, das vorher eine Undichtigkeit
vorgelegen hat. Das Motoröl ist schwarz und wurde seit
längerem nicht gewechselt. Es roch nach Benzin. Den Motor
konnte ich nicht laufen lassen, da es in dem Autohaus nicht
üblich ist, den Kunden laufende Motoren zu präsentieren.
O-Ton: »Wenn ich das bei allen Interessenten mache sind
nach kurzer Zeit die Kerzen verrußt.«
Auch eine Probefahrt ist nicht erwünscht in dem Autohaus,
man müsste ja wieder »100 Euro in Reinigungskosten
investieren. Sie sind heute der dritte Interessent. Gut das
es das Internet gibt. Wir werden das Fahrzeug auch so
verkaufen.«
Die Scheiben hinten sind nachträglich verdunkelt worden.
Die Folie löst sich an einigen Stellen auf den schwarzen
Noppen der Scheiben. Hier müsste nachgearbeitet werden.
Habe dann die Verkleidung der Batterie gelöst um darunter
zu schauen ob der Rahmen bearbeitet worden ist oder wie das
ABS aussieht.
O-Ton: »Was wird das jetzt? Wollen Sie mir das Auto kaputt
machen?«
O-Ton: »Sie haben nach der Zulassung eine Woche zeit um uns
das Auto zurückzugeben falls sie nicht damit zufrieden
sind. Außerdem machen wir noch die fällige Inspektion und
Sie haben ein Jahr Garantie. Die äußerlichen Mägel können
alle beseitigt werden, aber das ist kostenpflichtig.«
Meine persönliche Meinung zum Autohaus: Sehr
kundenunfreundlich und sie haben es offensichtlich nicht
nötig zu verkaufen.
Meine persönliche Meinung zum Auto: Schön, aber da wird
etwas verborgen. Auch den Kfz-Brief konnte ich als
Interessent nicht einsehen, geschweige denn eine Kopie
erhalten. Ein Inspektionsheft liegt nicht im Fahrzeug.
Äußerlich bis auf die geschildertem Mängel nicht erkennbar,
das mal ein Schaden vorgelegen hat. Ich würde ihn aus den
geschilderten Gründen aber nicht kaufen.
Gruß
Manfred
Der Mail folge noch ein kleiner Nachtrag:
Ich hab' sogar noch was vergessen: In den Verkleidungen sind die Druckknöpfe für Gardinen angebracht. Auf meine Frage danach erklärte die Dame: »Die nehmen wir immer gleich raus. Die sind nicht dabei.« Meine Frage dann: »Wenn ich ihn kaufe sind die auch nicht dabei?« »Nein die haben wir ja rausgenommen. Die sind nicht dabei.« – eBay läßt grüßen!
Mein Fazit: Dort scheint darauf gehofft zu werden, dass die
Dummen nie aussterben werden. Mir wurden am Telefon zwar
nicht unbedingt falsche Angaben gemacht (außer zu den
Kratzern da der T4 keine besonderen Schäden haben sollte –
komplett ruinierte Stoßstangen gehören bei mir aber mit
dazu), doch dass für einen Bus in diesem Zustand doch
tatsächlich eine 500 km Anfahrt von einem potentiellen
Käufer in Kauf genommen wird, ist meiner Meinung nach mehr
als ein dickes Ei. Vielleicht haben sie es sich dort ja
schon anders gedacht gehabt: Wenn einer schon 500 km
verfährt – der geht bestimmt nicht ohne ein Kfz vom Hof...
Natürlich ist das nur eine Vermutung meinerseits. Den Namen
des Händlers habe ich nicht genannt sowie keine genaue
Ortsangabe gemacht. Daher sollte mir wohl niemand an den
Karren fahren können. Das es solche schwarzen Schafe
dennoch gibt ist wohl mal wieder bewiesen worden.
Ein dickes Dankeschön nochmal an Manfred, welcher sich die
Mühe gemacht hat, den T4 für mich anzuschauen. Das hat mir
sozusagen zwei Tage für Hin- und Rückfahrt im Schnee, 1000
km sowie die damit verbundenen Kosten erspart.